Über die Angst vor der Kamera – und das Glück sich neu zu erleben
Gehören Sie zu denen, die sich unsicher fühlen, sobald ihnen eine Kamera auf den Leib rückt? Den allermeisten Menschen geht das so, willkommen im Club. Handwerklich kann ein Porträt noch so perfekt sein, wenn die Chemie zwischen dem Porträtierten und dem Fotograf nicht stimmt, wird nie ein gutes Foto herauskommen. Denn 50 Prozent der Qualität eines Porträts sind Psychologie.
Menschen waren stets mein liebstes Sujet. Um als People-Fotograf gut und erfolgreich zu sein, braucht es ein hohes Maß an Empathie und echtes Interesse an dem Menschen, der sich dem Fotografen anvertraut. Kommt diese gemeinsame Wellenlänge zustande, öffnen sich auf einmal ganz neue Handlungsräume – für die Person vor dem Objektiv genau so wie für mich als Fotograf.
Ich bin neugierig, wen ich vor mir habe. Mich interessiert, wie der Mensch denkt, was ihn antreibt und emotional bewegt. Aus dieser persönlichen Erfahrung ziehe ich meine Inspiration und Intuition. Nur so entstehen authentische, ehrliche Porträts, die die Persönlichkeit unter der Oberfläche zum Vorschein bringen.
Gutes Aussehen – was immer das sein mag – ist dabei völlig unwichtig. Schönheit kommt von innen. Oft macht ein vermeintlicher Makel erst das Besondere und Gewinnende an einem Foto aus. Ich ermuntere Jeden dazu, zu sich zu stehen, offen zu sein, sich in die Obhut des Fotografen zu begeben. Das Ergebnis ist für die meisten Porträtierten ein Aha-Erlebnis: die zutiefst befriedigende und nachhaltige Erfahrung, sich selbst mit anderen Augen zu erleben.